Trump, 2.0 — Was erwartet deutsche Unternehmen mit USA-Geschäft?

Er ist wieder da.

Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird erhebliche Auswirkungen auf deutsche Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in die USA haben. Angekündigte Maßnahmen wie Importzölle und eine generell protektionistische Handelspolitik unter dem Stichwort “America First” werden die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen stark beeinflussen. Dazu kommen Maßnahmen zur Ankurbelung der heimischen Produktion wie niedrigere Unternehmenssteuern, billigere Energie und eine Kampfansage an Bürokratie durch Elon Musks “Department of Government Efficiency”.

Um frühzeitig Anpassungen vornehmen zu können, sollten deutsche Unternehmen mit Geschäft in den USA die von der Trump-Regierung geplanten Maßnahmen aufmerksam verfolgen.

Auch wenn niemand in die Zukunft schauen kann — als US-Anwälte sind wir eng vertraut mit der amerikanischen Tagespolitik und dem amerikanischen Recht und helfen unseren Lesern*, Entwicklungen einzuordnen. Pünktlich zu Trumps Amtsantritt am 20. Januar soll dieser Artikel einen Überblick geben über einige der wichtigsten Maßnahmen, die Trump und seine politischen Weggefährten angekündigt haben, sowie einige Gedanken dazu, wie mittelständische Unternehmen mit USA-Geschäft darauf reagieren können.

Inhalt

  1. Geplante Wirtschaftspolitik der zweiten Trump-Administration

    • Protektionismus nach Außen: Handelspolitik und Importzölle

    • Wirtschaftsförderung nach innen: Steuersenkungen, Ankurbelung der Energieförderung und Deregulierung

      • Steuersenkungen

      • Ankurbelung der Energieförderung

      • Deregulierung

  2. Auswirkungen auf deutsche Unternehmen

    • Exportorientierte Branchen

    • Produktionsstandort USA

  3. Handlungsoptionen für deutsche Unternehmen

    • Schadensbegrenzung in bestehenden Lieferverhältnissen

    • Zollwert

    • Niederlassung in den USA

    • Ausbau alternativer Märkte

  4. Trump-Monitor

  5. FAQ

Mit dem erneuten Amtsantritt von Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten stehen viele exportorientierte Unternehmen vor neuen Unsicherheiten und Herausforderungen. Glaubt man den Ankündigungen, die Trump und seine politischen Weggefährten im Laufe des Wahlkampfs und nach Trumps Wahl am 5. November 2024 getätigt haben, dann wird auch Trumps zweite Amtszeit ganz unter dem Motto “America First” (“Amerika zuerst”) stehen. Wie sich dies in konkreten politischen und damit rechtlichen und wirtschaftlichen Maßnahmen niederschlägt, wird abzuwarten sein. Sicher ist, dass durch Trumps oft spontane und zuweilen erratisch wirkende, ganz auf Maximierung von Verhandlungserfolgen fokussierte Kommunikation und Politik viel Unsicherheit entsteht. Dieser Artikel gibt einen ersten Überblick über Maßnahmen, die Trump im Laufe des vergangenen Jahres angekündigt hat, und Hinweise, wie Unternehmen mit USA-Geschäft mit solchen Veränderungen umgehen können.

1. Geplante wirtschaftspolitische Maßnahmen der zweiten Trump-Administration

Sowohl Donald Trump selbst als auch die von ihm nominierten Kandidaten für verschiedene Ministerien, vom Handelsministerium (Howard Lutnick) über das Finanzministerium (Scott Bessent) hin zum Außenministerium (Marco Rubio), unterstrichen in öffentlichen Statements immer wieder, dass zentraler Punkt amerikanischer Wirtschafts- und Handelspolitik die Zurückdrängung des internationalen Wettbewerbs und die Fokussierung auf die Stärkung amerikanischer Produktion und amerikanischer Unternehmen sein müsse.

Protektionismus nach Außen: Handelspolitik und Importzölle

Als eines der Hauptinstrumente, um diese “America First”-Politik im internationalen Handel umzusetzen, sehen Trump und seine Berater die Einführung beziehungsweise Erhöhung von Importzöllen. Solche protektionistischen Maßnahmen sollen importierte Waren verteuern und heimische Produkte wettbewerbsfähiger machen, um damit die Produktion amerikanischer Güter und Arbeitsplätze in den USA zu sichern und Handelsbilanzdefizite zu reduzieren.

Trumps Augenmerk liegt dabei auf allen Handelspartnern, die gegenüber den Vereinigten Staaten einen Exportüberschuss aufweisen, einschließlich befreundeten Staaten und Regionen wie Deutschland und der Europäischen Union. Selbst wenn der besondere handelspolitische Zorn Trumps und seiner politischen Weggefährten den Exportweltmeister China trifft, ist auch Deutschland als drittstärkste Exportnation (nach China und den USA) Trump und seinem Umfeld ein Dorn im Auge. Insbesondere auf die deutschen Autobauer sind Trump und einige seiner Berater nicht gut zu sprechen.

Was die Höhe zu erwartender Zölle angeht, äußerte Trump selbst sich in zahlreichen Wahlkampfauftritten so, als hielte er generelle und undifferenzierte Einfuhrzölle (“Strafzölle”) von bis zu 50% für realistisch. In den leiseren und differenzierteren Äußerungen seiner Berater war vielfach von Zöllen von 10% bis 20% die Rede, die stufenweise eingeführt werden könnten und nach Herkunftsland und Produktkategorie unterschiedlich hoch ausgestaltet werden.

Es wird abzuwarten sein, wie die Umsetzung dieser Vorhaben erfolgt. Schon an Tag 1 seiner Amtszeit, am 20. Januar 2025, plant Trump nach eigenen Aussagen mehr als 100 exekutive Maßnahmen (“executive orders”), darunter angeblich auch solche in Bezug auf Zölle und die Einrichtung einer neuen Behörde für Auslandseinkünfte, den “External Revenue Service” (als Äquivalent zur amerikanischen Steuerbehörde “Internal Revenue Service”).

Wirtschaftsförderung nach innen: Steuersenkungen, Ankurbelung der Energieförderung und Deregulierung

Zeitgleich zur Anhebung von Einfuhrzöllen plant die Trump-Regierung, die amerikanische Wirtschaft durch verschiedene nach innen wirkende wirtschaftspolitische Maßnahmen zu “entfesseln”.

Steuersenkungen

Geplant sind unter anderem eine Verlängerung und Ausweitung der während Trumps erster Amtszeit durchgeführten Steuersenkungen. Dabei soll unter anderem die Unternehmenssteuer (“corporate income tax”) auf 15% gesenkt werden. Diese Steuer war bereits während Trumps erster Regierungsperiode von 35% auf 21% heruntergefahren worden.

Neben einer Stimulierung der Aktivität bereits bestehender US-Unternehmen erhofft sich die Trump-Regierung von einer solchen Steuersenkung - in Kombination mit den hohen Einfuhrzöllen, auch einen starken Anreiz für ausländische Unternehmen, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten und insbesondere Produktionsstätten in die USA zu verlegen.

Ankurbelung der Energieförderung

Auch die heimische Energieförderung will Trump durch eine massive Ausweitung von Förderrechten und andere stimulierende Maßnahmen ankurbeln, um so sinkende Energiepreise für amerikanische Unternehmen und Verbraucher zu erreichen.

Deregulierung

Des weiteren haben sich Trump und nicht zuletzt sein Großspender und selbst titulierter “First Buddy” Elon Musk eine weitreichende Deregulierung auf die Fahnen geschrieben. Eine eigens dafür eingerichtete neue Behörde, das Department of Government Efficiency oder DOGE, unter der Leitung von Musk und dem Trump-Bewunderer Vivek Ramaswamy, soll dazu bestehende Gesetze und Regulierungen abschaffen oder beschneiden sowie die diese überwachenden und durchsetzenden Behörden verkleinern oder ganz abschaffen. Neben einer “Entfesselung” der amerikanischen Wirtschaft erhoffen sich Trump und Musk nach Aussagen von Musk davon Einsparungen für den amerikanischen Bundeshaushalt von bis zu zwei Billionen US-Dollar.

Auch wenn abzuwarten ist, welche der vielen Pläne der neuen Trump-Regierung umgesetzt werden können: das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft mit tiefgreifenden Maßnahmen zu erhöhen, und zugleich den internationalen Wettbewerb und dessen Einfluss auf den US-amerikanischen Markt massiv zurückzudrängen, ist klar. Dass dies Auswirkungen haben wird auf deutsche Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen mit den USA pflegen, ebenfalls.

2. Auswirkungen auf deutsche Unternehmen

Exportorientierte Branchen

Die Einführung hoher Importzölle wird die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporteure auf dem amerikanischen Markt beeinträchtigen. Besonders betroffen wären insbesondere die Automobil-, Maschinenbau- und Chemieindustrie, die alle in erheblichem Umfang in die USA exportieren, aber auch alle anderen Branchen, die Abnehmer in den USA haben.

Produktionsstandort USA

Unternehmen mit Produktionsstätten in den USA könnten von steuerlichen Vorteilen, niedrigen Energiepreisen und reduzierter Bürokratie profitieren. Zumindest für den amerikanischen Markt könnte so wettbewerbsfähiger produziert werden. Exporte aus den USA in andere Märkte könnten dagegen weniger attraktiv werden, wenn Trumps angedrohte Einfuhrzölle die davon betroffenen Länder ihrerseits zu Gegenmaßnahmen in Form von Zöllen gegenüber amerikanischen Produkten verleitet.

3. Handlungsoptionen für deutsche Unternehmen

Kommen die von Trump angekündigten hohen Einfuhrzölle auf Güter aus der EU, dann wird dies von nicht wenigen deutschen Unternehmen erhebliche Anpassungsmaßnahmen erfordern. Dieser Artikel zeigt nur einige der möglichen Reaktionen auf und dient daher nur als Startpunkt für die erforderliche gründliche Einzelfallanalyse.

Schadensbegrenzung in bestehenden Lieferverhältnissen

Sofern nicht bereits geschehen, sind Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in den USA gut beraten, das Szenario von Einfuhrzöllen frühzeitig mit ihren amerikanischen Abnehmern zu besprechen. Auch wenn eine Preissenkung beim Exporteur nicht das Ziel sein kann (und oft auch wegen knapper Kalkulation gar nicht möglich ist), so ist doch ein Signal an den amerikanischen Käufer, dass die Verteuerung auf seiner Seite aufgrund von Zöllen gesehen wird, ein guter Startpunkt für ein gemeinsames Finden von Lösungen.

Zollwert

Unter Umständen können legale Strategien zur Optimierung des Zollwerts helfen, die Verteuerung beim amerikanischen Abnehmer zu reduzieren. So ist genau zu analysieren, inwiefern Einzelteile statt eines Endprodukts exportiert werden können, ob alle Rechnungsposten für den Zollwert relevant sind, und ob — im Falle eines Zwischenhandels — die “First Sale Regel”, wonach der beim ersten Verkauf ab Werk angegebene Preis als Zollwert herangezogen wird, helfen können.

Niederlassung in den USA

Unter Umständen können strategische Partnerschaften mit US-Unternehmen helfen, den Zugang zum US-Markt zu erleichtern und Wettbewerbsvorteile abzusichern. Je nach Bedeutung des USA-Geschäfts sollte auch erwogen werden, eine Niederlassung in den USA zu gründen, um damit in den Genuss der Vorteile zu kommen, die die Trump-Regierung heimischen Unternehmen zuteil werden lassen will. Ein solcher Schritt erfordert natürlich umfassende Planung. Nähere Informationen zur Gründung einer US-Tochter finden Sie hier.

Ausbau alternativer Märkte

Zu guter Letzt kann auch eine Diversifizierung der eigenen Exportaktivität helfen, die durch Einfuhrzölle und andere Maßnahmen der Trump-Regierung erschwerten Bedingungen des Exports in die USA abzufedern. Auch in Vorbereitung auf die neue geopolitische und wirtschaftspolitische Lage durch die neue US-Administration hat die Europäische Kommission in den vergangenen Monaten unter anderem das Freihandelsabkommen der Europäischen Union mit Mexiko sowie das EU-Mercosur-Freihandelsabkommen vorangetrieben.

4. Trump-Monitor

Die zweite Amtszeit von Donald Trump birgt erhebliche Herausforderungen für exportorientierte Unternehmen. Vorausschau, Flexibilität und strategische Anpassung werden entscheidend sein, um Nachteile zu minimieren und Chancen zu nutzen.

Der Trump-Monitor bietet deutschen Unternehmen aktuelle Informationen zu rechtlichen Entwicklungen in den USA. Zudem kann die Beratung durch spezialisierte deutsch-amerikanische Anwälte dabei helfen, individuelle Strategien zu entwickeln und rechtliche Risiken zu minimieren.

5. FAQ: Auswirkungen von Trumps zweiter Amtszeit auf deutsche Unternehmen

1. Welche politischen Maßnahmen plant die Trump-Regierung?

Die Trump-Regierung setzt auf protektionistische Handelspolitik, einschließlich hoher Importzölle, Steuersenkungen, Deregulierung und der Förderung der heimischen Energieproduktion. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft zu stärken und den internationalen Wettbewerb zu reduzieren.

2. Wie könnten Importzölle deutsche Unternehmen betreffen?

Höhere Importzölle werden deutsche Exporte in die USA verteuern, insbesondere in exportstarken Branchen wie der Automobil-, Maschinenbau- und Chemieindustrie. Dies wird die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte auf dem US-Markt beeinträchtigen.

3. Welche Vorteile könnten Unternehmen mit Produktionsstandort in den USA haben?

Unternehmen mit Produktionsstandort in den USA könnten von niedrigeren Steuern, geringeren Energiekosten und einer reduzierten Bürokratie profitieren. Nähere Informationen zur Gründung einer US-Tochter finden Sie hier.

4. Sollten deutsche Unternehmen Niederlassungen in den USA gründen?

Die Gründung einer US-Niederlassung kann strategisch sinnvoll sein, um von steuerlichen und regulatorischen Vorteilen zu profitieren. Dies erfordert jedoch eine gründliche Planung und Analyse der Marktaussichten. Nähere Informationen zur Gründung einer US-Tochter finden Sie hier.

5. Welche alternativen Märkte sollten deutsche Unternehmen in Betracht ziehen?

Um Abhängigkeiten vom US-Markt zu verringern, könnten Unternehmen ihre Aktivitäten auf andere Exportmärkte ausweiten, die von Freihandelsabkommen mit der EU profitieren. Beispielsweise hat die Europäische Kommission in den vergangenen Monaten unter anderem das Freihandelsabkommen der Europäischen Union mit Mexiko sowie das EU-Mercosur-Freihandelsabkommen vorangetrieben.

6. Was können Unternehmen tun, um Risiken zu minimieren?

Frühzeitige Gespräche mit amerikanischen Abnehmern, die Optimierung des Zollwerts und die Diversifizierung von Lieferketten sind erste Schritte. Eine individuelle Risikobewertung ist entscheidend.

7. Wann werden die ersten Maßnahmen der Trump-Regierung erwartet?

Bereits am 20. Januar 2025, dem Tag seines Amtsantritts, plant Donald Trump, zahlreiche exekutive Maßnahmen zu erlassen, darunter Regelungen zu Importzöllen und den Startschuss für die Einrichtung eines “External Revenue Services”, einer neuen Behörde für die Verwaltung von Einnahmen aus Importzöllen.

8. Wie kann der Trump-Monitor Unternehmen unterstützen?

Der Trump-Monitor bietet aktuelle Informationen zu rechtlichen Entwicklungen in den USA mit Relevanz für das USA-Geschäft mittelständischer Unternehmen. Bei Bedarf stehen die Autoren, deutsch-amerikanische Anwälte, bereit, um bei der Entwicklung individueller Anpassungsstrategien für Ihr USA-Geschäft zu helfen.

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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